Innen
Eine Sphäre, im Innersten erschüttert, der Liebe wegen
DERHANK


Erzählung
eBook
21 Seiten
ISBN 978-3-7380-3039-6
0,99 €
erhältlich im Online-Buchhandel


Innen ist die fantastische Geschichte eines mond- oder planetenähnlichen, durch einen leeren Raum treibenden Gebildes, einer Sphäre, in deren Innern eine Zivilisation existiert, weniger angeführt als vielmehr begleitet von dem Cursor, dem Protagonisten und zentralen Wahrnehmer, der so wenig wie alle anderen Bewohner weiß, woher sie stammen, warum sie da sind, oder von welcher Beschaffenheit die anderen Sphären sind, die ab und zu auf dem Radar erscheinen. Bis ihnen eines Tages eine dieser anderen Sphären zu nahe kommt und der Cursor eine Entscheidung treffen muss ...
Die nicht mehr existierende Urfassung der Erzählung Innen stammt aus den späten 80er Jahren. Veröffentlicht wurde der Text das erste Mal 1995 im Science Fiction Magazin Sternenfeuer – dankenswerter Weise durch das Lektorat des Herausgebers Klaus Bollhöfener (Gründungsmitglied des Perry-Rhodan-Universums) deutlich gestrafft.
Auch von diesem publizierten Text existierten nur noch verblasste originale Schreibmaschinenseiten sowie die Druckform eines Referenzexemplars. Das Magazin Sternenfeuer ist lange eingestellt und Klaus Bollhöfener selbst besaß für die Wiederveröffentlichung keine Druckdateien mehr. Also wurde Innen eingescannt, per Texterkennungssoftware in ein Dateiformat umgewandelt und – da solche Prozesse stark fehlerbehaftet sind – händisch nachbearbeitet.
Absichtlich wurde der Text – mit Ausnahme der Korrektur einiger weniger Rechtschreibfehler – nicht verändert. Auffällig viele „ß“ zeugen von der alten Rechtschreibung und im Übrigen ist Innen das, als was es damals geschrieben wurde: Eine Parabel über die Abgründe der menschlichen Psyche, eine gleichermaßen computer- wie weltuntergangsverliebte Dystopie ihrer Zeit.




Leseprobe Innen


Ich weiß nicht, ob jemals ein anderer diese Zeilen lesen wird; ich weiß noch nicht einmal, warum ich, angesichts des drohenden Todes, dies alles zu Papier bringe. Es ist anstrengend, in dieser viel zu dünnen Luft zu arbeiten, und es wird mir schwerfallen, in meinen Äußerungen klar und verständlich zu bleiben. Dies ist die Geschichte meiner Welt, meiner Heimat. Sie handelt von einem Unglück, das nie wiedergutzumachende Schäden hinterlassen hat und letztlich unser aller Tod bedeutet.
Die Katastrophe traf uns völlig unvorbereitet. Ich grüble darüber, ob nicht wenigstens ich sie hätte vorhersehen können.
Es begann damit, daß meine Heimat einer anderen Sphäre zu nahe kam, und da unsere Systeme noch nie besonders widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse waren, brach auch sogleich der Zentralcomputer zusammen. Aktiviert durch die Strahlung der fremden Einheit enthob er sich für einen Moment unserer Kontrolle und lieferte mir absolut unverständliches Datenmaterial. Dann gab es einen kurzen Ruck, die Leuchtplatten an der Decke fielen aus, und wir saßen im Dunkeln, nur noch das matte Schimmern der Bildschirme vor Augen.
Wir, damit meine ich Morgan, Log und Elektra, meine Berater, sowie mich, den Cursor dieser Sphäre. Elektra begann sofort ihre Konsole zu bearbeiten und verlangte nach der Ursache des Ausfalls. Wir anderen blieben noch einen Moment reglos sitzen.
Ich starrte erst auf meine drei Bildschirme, von denen zwei „Schnee“ zeigten und der dritte regelmäßig ein „syntax error“ aufblinken ließ. Dann wendete ich den Kopf nach links und sah, wie mich Log erwartungsvoll anblickte. Schräg hinter ihm saß Morgan steif auf seinem Stuhl, eingewickelt in seinen grob geschnittenen Mantel, und sein knochiges graues Gesicht beobachtete mich regungslos. Von der anderen Seite des Raumes hörte ich das nervöse Tippen auf Elektras Computertastatur und ein unterdrücktes Seufzen.
Plötzlich blinkte über der Tür hinter Morgan ein rotes Licht auf. Hiermit wurde der Zentrale mitgeteilt, daß in den Versorgungsbereichen erhebliche Störungen auftraten. Log und ich wurden fast gleichzeitig aktiv und begannen ebenfalls den Computer abzufragen. Nur Morgan blieb bewegungslos sitzen, obwohl auch er eine kleine Schalteinheit besaß. Aber selbst größere Unfälle schienen ihn nicht aus seiner Trance zu wecken. In diesem Moment zumindest war er nicht bereit, auf das, was vor seinen Augen geschah, zu reagieren.

Wir hatten die Grundelemente unserer Rechner bald wieder unter Kontrolle, so daß wir in der Lage waren, Informationen zu erfragen. Mein mangelndes Organisationstalent machte sich hierbei wieder bemerkbar. Nachdem eine Weile jeder für sich hektisch gearbeitet hatte, fiel mir durch zwei kurze Seitenblicke auf, daß Log und ich gleichzeitig die Störungen in der Versorgungseinheit untersuchten, während Elektra (und das war das Seltsamste) uns eigenmächtig noch näher an die fremde Sphäre heranmanövrierte.

[...]